Die Welle - von der Wahl beim Umgang mit Widrigkeiten

Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv
 

Wasser ist eine wunderbare Metapher für unser Leben, gleichgültig, in welcher Form. Über die Verwandtschaft des Flusses mit unserem Leben war ja schon ein paar Mal die Rede: Wie wir, in einem Boot sitzend, auf unserem selbstgewählten Weg dem begegnen, was für uns not-wendig ist. Was hat es nun mit der Welle auf sich?


Wellen sind aus dem Meer des Lebens nicht wegzudenken. Sie sind Brüder unseres Atems, in dem sie den Brustkorb des Meeres heben und senken. Sie sind Geborgenheit anbietendes Kissen, um uns in Ruhestunden in den Schlaf zu wiegen. Sie sind Herausforderung, wenn sie krachend gegen Felswände schlagen und Muscheln auf steilem Strand zu Sand zermahlen.

Die Muscheln haben keine Wahl. Sie müssen nehmen, was ihnen bestimmt ist und sich auf den harten Untergrund werfen lassen, bis sie zum Sandkorn abgeschliffen oder zu Sandkörnern zerbröselt sind. In dieser Sache unterscheiden wir uns von ihr: Wir können entscheiden, wie wir mit der Welle umgehen.

Nur wenige nutzen diese Tatsache.

Der Umgang mit der Welle kann zu unserer Metapher zum Umgang mit dem Leben werden. Es gibt immer zwei Möglichkeiten:

Du kannst dich von der Welle zu Muschelsand zerbröseln lassen. Das tust du immer dann, wenn du dich leben lässt. Wenn du hinnimmst, was man dir vorsetzt, ohne es zu prüfen. Jedes Mal aufs Neue. Wenn du dich immer wieder von der Welle zu Boden werfen lässt, so lange, bis du zu Sand wirst. Im Fall von uns Menschen zu Erde ... Zu denen, die diese Variante vorziehen, gehören alle, die ihr Leben im Schweiße ihres Angesichts zu meistern versuchen. Mit Willen, mit Kraft, mit Disziplin und Härte. Diese Entscheidung entspricht im Kampfsport Taekwondo oder Karate. Bei ihnen geht es darum, härter, schneller und stärker als der Gegner zu sein. Es geht also um Widerstand. Es geht, um wieder zur Welle zu gelangen, darum, sich nicht zerbröseln zu lassen, sondern standzuhalten.

Anstatt dieser Option können wir wählen, auf der Welle zu reiten. Die Fähigkeit, so entscheiden zu können ist uns kaum bekannt. Sie ist in allen Lebenslagen anwendbar: die Energie des gegnerischen Elements für sich zu verwenden, anstatt ihr zu trotzen. Diese Wahl ist vergleichbar mit der Kampfsportart Aikido. Bei Aikido verwendet man die Energie des Gegners für sich.

Diese grundsätzliche Entscheidung, wie man mit Hindernissen umgehen möchte, hat man immer. Allerdings ist uns der zweite, der sanfte Weg so gut wie nicht geläufig. Wir wurden seit jeher zum ersten erzogen. Wenn etwas geändert werden soll, dann braucht man dafür Mühe, Ausdauer, Kraft, Disziplin. So wurde es uns beigebracht, weshalb wir gar nicht mehr auf die Idee kommen, dass es auch anders gehen kann. Sehr viel Leid entsteht aus dieser einseitigen Sichtweise.

Der erste und schwerste Schritt ist, diese Gewohnheit aufzuweichen und dann zu verändern.

Was bedeutet das in der Praxis?

Es geht zuerst lediglich darum, immer dann, wenn man mit etwas Unangenehmem konfrontiert wird, nach der Wellenreit-Option zu suchen. Es lohnt sich, dieser eigenen Umerziehung Interesse und Zeit zu widmen! In jedem Fall gibt es eine solche Wahlmöglichkeit - immer!

Ein nahezu jeden betreffendes Beispiel ist Krankheit. Automatisch wählen wir den Weg des Widerstands: operieren, antibiotisch - gegen das Leben - behandeln, Vernichtung des Symptoms. Hier ändert sich zum Glück schon bei vielen die Einstellung und man beginnt ganzheitlich zu denken. Wie können wir das Bild des Reitens auf der Welle hier umsetzen? Die Herausforderung ist zum Beispiel ein körperliches Symptom. Anstatt Angst zu bekommen und das Symptom zu entfernen versuchen, wendet man sich ihm zu. Macht sich auf den Weg zu entschlüsseln, was es uns mitteilen möchte. Es ist durch eine Spannung entstanden, also kann es uns auch über diese Spannung berichten. Wenn wir um die auslösende Spannung wissen, können wir sie meist ändern. Bei diesem Ändern geht es dann abermals darum, nicht wieder in die alte Gewohnheit zu verfallen und es mit Disziplin anzugehen, sondern einen Weg zu suchen, der dem genussvollen Ritt auf der Welle entspricht. Dazu kann ich schlecht ein Beispiel geben, denn dieser Prozess ist eine völlig individuelle Sache. Darüber muss man von Fall zu Fall sprechen.

Dieser Weg wird nicht nur zu einem Ziel führen, sondern er macht auch noch Spaß. Diese Art des Umgangs mit Problemen kann man mit einem Adventure-Spiel vergleichen. Es kommt dabei auf Findigkeit an, auf gute Wahrnehmung auf allen Ebenen, auf Geschicklichkeit und Beweglichkeit. Nicht umsonst spielen wir fast alle gerne. Warum sinnlos Zeit vergeuden und sogar noch Geld in Spiele zu investieren, anstatt das Lebensspiel zu spielen?

Das war jetzt ein Beispiel, wie man vom Opfer, das sich im wahrsten Sinn unterwirft, zu einem selbstbestimmenden Wesen wird, das das Surfen auf der Welle bewusst genießt.

Alle Widrigkeiten kann man auf diese Art nutzen. Wir können gern zum Thema plaudern, dafür ist das Forum eingerichtet.