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THEMA: Ich habe Schuld

Ich habe Schuld 26 Jun 2015 19:36 #14

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Diese drei Worte haben unzählige Menschen in Verzweiflung gezogen. Ich bin schuld, dass mein Kind das nicht gelernt hat, ich bin schuld, dass es meiner Frau jetzt so schlecht geht, ich bin schuld, dass er verunglückt ist - eine endlose Kette an Niedergeschlagenheit. Was wäre, wenn es Schuld in Wirklichkeit gar nicht gibt?


Über den Zufall haben wir ja bereits geplaudert und ich würde mir, wäre das möglich, jeden Tag sicherer, dass es ihn nicht geben kann. Ein noch so winziger Zufall würde dem System ›Universum‹ auf der Stelle den Garaus machen; das Grundprinzip ist das de energetischen Ausgleichs - alles hält sich die Waage. Und es würde zudem bedeuten, dass dieses unfassbare System unvollkommen wäre. Zufall hätte nur in Unvollkommenheit eine Lebensgrundlage. Genauso, wie man mit fortlaufender Beschäftigung mit dem All - womit ich alles meine - zu dem Schluss kommt, dass es perfekt ist, vollkommen, so muss man gleichzeitig eingestehen, dass es keinen Zufall geben kann. Aber was hat jetzt der Zufall hier berloren?

Dazu eine logische Frage: Wie kann man an jemandem schuldig werden, ohne dass es in dessen Plan ist - wenn es keinen Zufall gibt?

Genau genommen könnte der Beitrag jetzt schon enden. Wenn jemandem etwas zustößt und es ist kein Zufall, dann ist es in seinem Lebensplan. Wenn mein Kind sich im Park losreißt, wegläuft und in den Ententeich fällt, dann ist es nicht die Schuld der Mutter, dass sie nicht besser aufgepasst hat. Unter Umständen ist es auch im Lebensplan der Mutter, aus diesem Erlebnis etwas für sich zu gewinnen, aber primär wird es im Plan des Kindes sein, in seinem zarten Alter das Erlebnis zu machen, ins Wasser zu fallen. Wenn sich ein Mann schuldig fühlt, weil er ein paar Gläschen zu viel gekippt hat, dann auch noch mit dem Auto gefahren ist, deshalb zu langsam reagierte und in der Folge einen anderen Mann angefahren hat, der nun mit gebrochenem Bein im Krankenhaus liegt, dann ist es ebenso überflüssig, vor Schuldgefühlen zu vergehen. Das Erlebnis war für den Fahrer offenbar notwendig, weil er so auf einigermaßen glimpfliche Weise erleben konnte, dass die Kombination Gläschen und Autofahren keine empfehlenswerte ist. Aber auch für das sogenannte Unfallopfer war dieses Erlebnis kein Zufall, sondern eine Schlinge in seinem Lebensteppich, über die er stolpern musste.

Man muss sich also über Schuld keine Gedanken machen. Sollte jemand auf die Idee kommen, dass man deshalb gemütlich alles tun darf, wozu man Lust hat, denn das Ergebnis steht ohnehin im Plan der Betroffenen, dann ist das zwar ein richtiger, aber noch viel mehr trügerischer Schluss. Das Problem dabei ist nämlich, dass man mit jeder Tat ja auch mit dem Ziel der Tats verbunden wird. War die Tat für den anderen förderlich, wird es eine förderliche Verbindung. Wenn nicht, dann hat man damit ... Schuld auf sich geladen?

Damit sind wir bei dem eigentlichen Sinn des Wortes Schuld angelangt. Schuld ist nicht gleichbedeutend mit Vergehen an jemandem. Sondern Schuld ist mangelnder Ausgleich. Wenn ich bei der Bank Schulden habe, dann geht es darum, Ausgleich zu schaffen. Genauso kann man das auch karmisch sehen. Meine Handlung geht im Sinne des karmischen Kreislaufs auf die Reise und kehrt irgendwann zu mir zurück. Zwar trifft es niemanden, ohne dass es in seinem Plan stünde, aber ich schade mir damit selbst eventuell enorm, da ich mich in mich behindernder Weise an die andere Person binde. Bewusst wird so etwas niemand tun, wenn er einigermaßen bei Trost ist. Üblicherweise hindern uns ja glücklicherweise unsere Muster an solchen Dummheiten.

Wie einen lieben Bruder zieht die Schuld den Schaden im Schlepptau hinter sich her. Ich bin Schuld und habe ihr geschadet. Es stellt sich aber die Frage, was Schaden eigentlich ist. Hat der betrunkene Autofahrer der Frau geschadet, die täglich von ihrem Mann geschlagen wurde, als er ihren Mann überfuhr? Im Sinn einer eventuellen Versorgung vielleicht. Aber sie wurde dadurch von ihrem Peiniger befreit. Schaden oder Nutzen ist selten einfach zu klären. Du hast sicher schon selbst erlebt, dass sich ein dramatischer Schaden am Schluss als Segen herausstellte.

Es macht absolut keinen Sinn, sich mit Schuld auseinanderzusetzen, die man eventuell an etwas haben könnte. Vielmehr lenkt dieses Grübeln vom Eigentlichen ab: Was hate die Situation für mich bereitgehalten? So gut wie immer findet man etwas und wenn es nur ist, dass man erfahren hat, wie es sich anfühlt, wenn man nicht im Fluss handelt. Und noch einmal: dieser Beitrag soll alles andere sein als die Aufforderung, hemmungslos zu tun, wonach einem zumute ist. Im Gegenteil ist es mit der Kenntnis um die Schuld noch wichtiger, im Einklang mit der inneren Stimme zu handeln.
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